Bisweilen rufen mich Sammler an, die ein W19 (S) gekauft haben und dann feststellen mussten, dass es defekt ist oder einzelne Funktionen nicht gegeben sind.
Einen Teil der Fehlfunktionen bemerkt man im Betrieb nicht (z.B. Schlüsse innerhalb der Röhre). Dann kann es sein, dass man Röhren wegwirft, die eigentlich noch gut sind.
Auf was sollte man beim Kauf achten?
Da ist zum ersten das Zubehör. Bitte prüft es auf Vollständigkeit und Erhaltungszustand.
1 Bedienungsanweisung. Sie trägt auf der ersten Seite den Aufdruck der Seriennummer, der ebenfalls auf dem Prüfschalter steht. 13 Prüfstifte 1 Blaues Buch, optimal wäre die 7. und letzte Auflage 2 Zwischensockel beim W19S (Subminiaturfassungen und 3B4-Fassung.) Diverse Anschlusskabel für die Topkontakte und Seitenklemmen, sowie für Röhren, für die es keine Fassung gibt.
Damit nicht genug. Nachfolgend erfahrt Ihr, welche Prüfungen das Gerät bestehen sollte:
1. Spannungswähler am Transformator Er sollte auf 240 V stehen, da heutzutage die Netzspannung sich im Bereich von 230 bis 240 V bewegt. Dazu muss das Gerät von unten geöffnet werden. Gleichzeitig kann so geprüft werden, ob das Gerät feucht gelagert war. Die Transformatoren sollten keinen Rost zeigen.
2. Transformator Der Transformator sollte frei von braunen Verfärbungen sein, die auf eine übermäßige Erwärmung hindeuten. Im normalen Betrieb erwärmt sich der Transformator nicht so sehr. Ein verschmorter Transformator ist ein KO-Kriterium.
3. Schlusstest und Funktion des Prüfschalters Der Prüfschalter wird mit den Karten S0003 bis S0010 und S0023 ff. geprüft. Er muss bei allen Karten die vorgesehene Funktion haben. Das Instrument sollte auch zwischen den Schalterstellungen nicht nach links ausschlagen. Man kann dies durch Nachbiegen der Kontaktfedern beseitigen. In Stellung 2 muss bei nicht aufgesteckter Röhre der Zeiger nach links ausschlagen.
4. Glimmstabilisator Der Glimmstabilisator sollte bereits in Prüfschalterstellung 2 leuchten. Er benötigt ca. 4 sec. zum Zünden. Mit der Prüfkarte S0001 lässt er sich auf Spannungskonstanz prüfen. Abweichungen von 150 V lassen sich aber meist leicht korrigieren.
5. Prüfung des Gitterwiderstands von 2000 Ohm Mit der Prüfkarte S0011 lässt sich feststellen, ob der Gitterwiderstand 2000 Ohm hat. Höhere Werte sind nicht zulässig. Möglicherweise hat aber der Prüfschalter Übergangswiderstände. Dann muss er gereinigt werden.
6. Prüfung der Gitterspannung bei der Emissionsmessung Mit der Prüfkarte S0012 lässt sich feststellen, ob bei der Prüfung am Gitter in Schalterstellung 12 tatsächlich eine Spannung 0 V bis -0,1 V anliegt. Eventuell muss man die Kontaktfahnen des Prüfschalter etwas nachbiegen und reinigen.
7. Instrument Das Instrument sollte als solches fehlerfrei sein. Die Genauigkeit der Anzeige lässt sich mit den Prüfkarten S0013 bis S0020 prüfen.
8. Prüfung einzelner Komponenten Wer es genau wissen will, verwendet auch die Prüfkarten S0024 ff. des Selbsttests. Hier werden die Schalterstellungen, die inneren Widerstände und der Kondensator geprüft.
9. Prüfkarten Die Prüfkarten sollten auf ihren Zustand und die Vollständigkeit geprüft werden. Eine einfache Methode ist, die Länge des Kartenstapels nachzumessen. Er sollte mindestens 25 cm lang sein. Vgl. “Die Prüfkartensätze”.
10. Arretierstift Setzt den Prüfstift 72 ein und schaut, ob der Arretierstift ausgefahren wird. Manchmal ist die Wippe herausgefallen. Man kann sie aber meist leicht ersetzen.
11. Fassungen Schaut euch die Fassungen an. Je mehr Fassungen es hat, desto vielseitiger ist es einsetzbar. Max hat verschiedene Geräteversionen gebaut. Im Laufe der Zeit kamen weitere Fassungen dazu. Zum Beispiel die Magnovalfassung oder die Dekalfassung. Fehlende Fassungen sollten durch Zwischensockel ersetzt sein.
Bei den Siemensfassungen können Mängel bestehen, die man von außen nicht sieht. Vgl. hierzu das Kapitel “Siemens 5-Stift”. Man muss von oben mit einem Stift hineinfahren und prüfen, ob der untere Teil der Buchse fest sitzt.
12. Die Seriennummer Sie gibt einen Anhaltspunkt über das Fabrikationsdatum. Die Fabrikation begann in 1952. Die erste Seriennummer war 25.000. Ein Sammler hat mir ein Foto geschickt, welches das Gerät mit der Seriennummer 33.935 zeigt. Es ist bislang die höchste mir bekannte Seriennummer. Daneben findet man im Inneren oftmals einen Tagesstempel, an dem das Gerät die Endkontrolle durchlief.
13. Tipp zum Kreuzschienenverteiler Die Geräte der frühen Produktion besitzen kein Prüffeld 7. Dieses wurde erst später einfügt. Dadurch kann man auf den frühen W19 bestimmte Novalröhren nicht prüfen. Z.B. ECL 86 oder ECF 80. Vgl. hierzu das Kapitel “Der Kreuzschienenverteiler”. Ein Gerät der frühen Produktion sollte niedriger gehandelt werden, als ein Gerät der späten Produktion.
Wenn Ihr ein Gerät findet, dass den obigen Prüfungen standhält, dann kauft es!
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine oder mehrere Prüfungen nicht bestanden werden ist recht hoch. Ich schätze, dass mindestens 9 von 10 Geräten den Test nicht bestehen.
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